Am 14. Januar 2018 verstarb Hanna Louise (Hansi) Heck-Melnyk, unser geschätztes Vorstandsmitglied, in ihrem Haus, ihrer geliebten Serenity Arabian Farm in Hawthorne, Florida. Ihr Tod hinterlässt eine Lücke, die nicht gefüllt werden kann.Hansi war einer der schärfsten Befürworter des Asil Arabers. Bereits im Alter von vier Jahren lernte sie das Reiten von einigen der besten Dressurausbilder ihrer Zeit. Sie war Grand Prix Dressurreiterin, Springreiterin auf Warmblütern und Reitlehrerin sowie eine versierte Züchterin, aber ihre erste Liebe gehörte immer dem Asil-ägyptischen Araber.1967 wurde ihr Traum, reinrassige Vollblutaraber zu besitzen, endlich Wirlichkeit, als sie auf einer Reise nach Texas zufällig an den Gleannloch Farms vorbeifuhr. Dort entdeckte sie das schönste Hengstfohlen, das sie je gesehen hatte. Als sie zum Ranchhaus kam, traf sie zum ersten Mal Doug Marshall, der ihr sagte, er könne sich niemals von *Khofo trennen, da dieser die Nachfolge seines Hauptbeschälers *Morafic antreten solle. Als ihr Morafic gezeigt wurde, konnte Hansi ihn nur wortlos und mit Tränen in den Augen anstarren.
Aber sie konnte sich nicht von dem 2-jährigen *Khofo abwenden und flehte Doug Marshall an, ihn ihr zu verkaufen. Sie versprach, dass sie *Khofo zurück nach Gleannloch schicken würde, falls *Morafic etwas passierte. Schließlich erkannte Doug Marshall, dass sie ihr Herz an das Hengstfohlen verloren hatte und stimmte zu, ihn ihr zu geben. Dies war der Beginn einer lebenslangen Freundschaft zwischen Hansi und den Marshalls.
Anfang 1967 hatte sie eine 165 Jahre alte Farm in Queensville, Ontario, Kanada, gekauft und sie „Serenity“ (Ruhepol, Idylle) genannt, weil die friedliche, wunderschöne Farm rund 160 Morgen exzellentes Land umfasste. Mit der Entdeckung und dem Kauf von *Khofo (Morafic x Nabilahh) wechselte Hansi von Warmblütern zu Asil Ägyptischen Arabern und bereute es nie.
Sie könne fünf Asil Araber in der Zeit trainieren, sagte sie einmal, die sie bräuchte, um ein Warmblut zu trainieren, aufgrund ihrer außergewöhnlichen Intelligenz, Bereitwilligkeit und der Tatsache, dass sie sich um ihren Reiter kümmern. „Khofo war das beste Pferd, das ich je kannte“, so Hansi. Er produzierte 252 Kinder und mehr als die Hälfte von ihnen wurden internationale Champions.
Im Jahr 1968 wurde Serenity die einzige private Quarantänestation für die USA und Kanada. Es war der Eintrittspunkt für ägyptische Pferde, die in den folgenden vier Jahren importiert wurden, und sah all jene Pferde, die die Grundlage der amerikanischen Asil Ägyptischen Zucht bildeten. Hansi kümmerte sich persönlich um jedes Pferd, das durch die Quarantäne ging und viele von ihnen ritt sie, um sicherzustellen, dass sie genug Bewegung bekamen und in bestmöglicher Kondition waren.
Zwischen 1968 und 1970 importierte Hansi mit Hilfe von Doug Marshall mehrere Stuten aus El Zahraa. *Khofo wurde mit diesen Stuten angepaart und begründete die nächste Generation von Multichampions in Schau- und Leistungsklassen. Die Nachkommen ihres Zuchtprogramms errangen Erfolge in Kanada und den USA, wobei die Pferde vor allem von Hansi selbst trainiert und gezeigt wurden. Serenity-Nachkommen wurden als großartige Leistungspferde bekannt. Aktuelle Vertreter ihres Zuchtprogramms in Deutschland sind beispielsweise Serenity Habib, der einige Zeit im Landgestüt Marbach wirkte und dort großartige Nachzucht hinterließ, der Distanzhengst Serenity Shaham, im Besitz unseres Vorstandsmitglieds Silvia Naumann, sowie einige Serenity-Nachkommen im Gestüt El Ameen Arabians unserer Mitglieder Lutz, Heike und Kirsten Petersen.
1973 importierte Hansi einen weiteren Hengst aus Ägypten, um die Töchter von *Khofo zu decken. Der 19-jährige *SF Ibn Nazeer (1953), Sohn des legendären Nazeer aus der wunderschönen Lateefa, zeugte 12 Asil-ägyptische Töchter und sechs Asil-Ägyptische Hengste für Serenity.
Einer von Khofos bemerkenswerten Enkeln war SF Untouchable (1976). Im Alter von vier Monaten maß er 145 cm und war bereits Junior Champion. Als Jährling rannte er durch ein Gatter und verletzte sich schwer an beiden Sprunggelenken. Der Tierarzt wollte ihn einschläfern, aber Hansi ließ es nicht zu und stellte ihn auf einen Auslauf neben *Khofo, der über ihn wie eine Henne wachte. „Touch“ gewann kaum mehr an Größe, weil er während der Zeit seiner Verletzung knapp gefüttert wurde, um eine Hufrehe zu verhindern. Als er vier Jahre alt war, ritt Hansi ihn und sagte von ihm: „Er bewegt sich genau wie Sakr.“ Laut Hansi war er kindersicher, mit einem großen Auge, und er konnte wirklich fliegen! So lammfromm war er, dass er sogar ins Haus gebracht werden konnte.
Als erfahrene Dressurreiterin bewertete Hansi Pferde auf der Grundlage korrekten Exterieurs und im Hinblick auf Athletik. Sie schulte unzählige Pferde in den Grundlagen der Dressur, um ihre Eignung als Zuchttier zu bewerten. Kein ungeprüftes Pferd wäre jemals in ihre Zuchtherde aufgenommen worden.
Im Jahr 1976 zog Hansi mit den Pferden nach Florida und etablierte dort, was bis Anfang der 2000er Jahre bekannt war als Serenity Arabian Farms, ein weltweit anerkanntes Synonym für Exzellenz. Ihr Beitrag zur weltweiten Araberzucht entspringt einem Leben, das der Erforschung, Zucht und Erhaltung des Asil-Ägyptisch Pferdes gewidmet war. Ihre Philosophie führte zur Zucht von Pferden, die sowohl schön als auch leistungsfähig sind.
Diese Philosophie hat Hansi auch als Vorstandsmitglied unseres Asil Club e.V. vertreten und gefördert. Unzählige Male trug ihr Wissen und ihre Bemühungen dazu bei, die Abstammung und den asilen Status von Pferden zu klären. Sie nahm mehrmals am Asil Cup International, zuletzt 2000, sowie an vielen unserer jährlichen Hauptversammlungen teil.
Zusätzlich zu ihrem umfangreichen Zuchtprogramm lud Hansi „Studenten“ ein, alles über Pferde „von der Wiege bis zur Bare“ zu erfahren. Sie gab Anfängern viele kostenlose Unterrichtsstunden, um sie mit arabischen Pferde vertraut zu machen. Sie gab Seminare über arabische Pferde auf der ganzen Welt, ermutigte andere und lehrte sie, die Sensibilität der Asil Ägypter zu verstehen.
Hansis Liebe zu arabischen Pferden führte sie schon in jungen Jahren in die Welt der Forschung, die sie süchtig machte. Ihre Bibliothek bewahrt unersetzliche Dokumente und Fakten auf, die sie in persönlichen Reisen und Interviews in jedem Land gesammelt hat, das sie auf ihrer unermüdlichen Suche nach Informationen über die Ursprünge des Asil-ägyptischen Pferdes besuchte. Überall dort, wo sie eine Blutlinie aufspüren oder eine andere Quelle finden konnte, scheute sie keine Kosten, um ihre Forschung zu authentifizieren und zu dokumentieren. Unter anderem war es ihr Verdienst, dass die asil-arabische Abstammung von El Deree durch Abdel Aziz Al Meslat, Oberhaupt des Stammes der Al-Jibur, anlässlich der WAHO-Konferenz 2007 in Damaskus bestätigt wurde.
Hansi wusste, dass die Daten, die sie entdeckte, unbezahlbar waren und mit anderen geteilt werden mussten. So veröffentlichte sie rund 24 Bücher, darunter ihre wichtigste Arbeit, den Straight Egyptian Index, in dem sie Asil Ägypter und ihre Vorfahren vom ersten Tag bis 1993 einschließlich ihrer Nachkommen aufzählt. In einem anderen ihrer Bücher, dem Partbred Index, werden Pferde mit fragwürdigen Pedigrees und / oder ungenügend verfügbaren Daten (die notwendig sind, um ihren Status als Asil Araber eindeutig zu definieren) ausführlich dargestellt.
Hansi hörte nie damit auf, Tatsachen zu überprüfen und begrüßte alle neuen Informationen und Korrekturen. Sie war auf der ganzen Welt als einer der führenden Pedigree-Experten für Asil Araber sowie andere Blutlinien bekannt. Sie widmete ihr Leben der Bewahrung von Asil Arabern und half anderen, dasselbe zu tun.
Sie hat mehr getan als Geschichte zu dokumentieren – sie ist ein Teil davon geworden.
Quelle: Serenity Arabian Farm, http://serenityarabianfarm.com
Dieser Artikel erschien erstmalig im Khamsat Magazine, Volume 20, Nr. 2 (und wurde für diese Veröffentlichung leicht geändert)

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