Dr. Otto Saenger †

Die europäische Araberzucht hat einen Experten, der Asil Club e.V. einen Freund verloren.

Der weltweit bekannte Kenner und Züchter des Arabers wurde am 02.01.1925 in Wengelsdorf S.A. geboren und ist dort am 03.07.2014 verstorben.

Eine sehr glückliche Kindheit erlebte er auf dem elterlichen Rittergut. Hier wurde er geprägt und hier entstand schon früh seine große Liebe zu Pferden, zur Reiterei und zur Jagd. Seine musische Begabung zeigte sich insbesondere in der Vielfalt der Bilder, die er malte.

Nach seinem Abitur im Domgymnasium Merseburg folgte 1942 der Kriegsdienst, der ihn ins Baltikum, nach Rumänien und Ostpreußen verschlug. Mehrfach wurde er verwundet und geriet 1945 in britische Gefangenschaft, wo er fast verhungert wäre. Im November 1945 erfolgte dann die Zusammenführung der Familie in Bad Dürrenberg und schließlich die Enteignung und Vertreibung.

Nach einer landwirtschaftlichen Lehre in Fischbek/Elbe begann er das Studium der Landwirtschaft in Halle. Völlig mittellos verdiente er sich das Studium und den Lebensunterhalt mit Tiermalerei (insbesondere Typdarstellungen) für Institute und Privatzüchter. 1951 folgten das Referendariat in Hannover mit dem zweiten Staatsexamen und 1952 die Promotion an der Universität Gießen beim Institut für Tierzucht.

1955 wurde er Geschäftsführer im Verband der Pony- und Pferdekleinzüchter Hannover e.V. Der Begriff „Deutsches Reitpony“ wurde von ihm, zusammen mit Rolf Ismer und C.H. Dömken geprägt. In dieser Zeit machte er auch Bekanntschaft mit dem Arabischen Vollblut. 1956 heiratete er Frau Christel, geborene Baumann, die ihm zwei Söhne schenkte (Achim 1957 und Bernd 1959). 1965-1967 wurde ihm die Geschäftsführung und die Zuchtleitung beim Trakehner Verband anvertraut. Nach der Beförderung zum Landwirtschaftsoberrat wurde er Landwirtschaftsdirektor der Bezirksregierung Hannover und leitete dort hauptsächlich die Domänenverwaltung.

Ab 1969 wirkte er zusätzlich im Vorstand des Araber Stutbuches von Deutschland e.V. als Generalsekretär und erarbeitete das Stutbuch von Deutschland 1969-1974. Nach der Vereinigung des Verbandes der Züchter und Freunde des Arabischen Pferdes e.V. und dem Araber Stutbuch von Deutschland in den heutigen VZAP wurde er Zuchtleiter und Mitglied der Körkommission. Einige Jahre führte er als erster Vorsitzender den VZAP.

Innerhalb seiner Bemühungen um das arabische Pferd wirkte er auch als Gründungsmitglied der WAHO sowie des Asil Clubs e.V. 1979 verlor er bei einem schweren Autounfall auf dem Weg nach Janow seine Frau Christel.

1985 heiratete er Doris von Niebelschuetz, geborene Hansen vom Gestüt El Shams. 1988 wurde er pensioniert und nützte die Zeit für viele Reisen. Er ging vermehrt seiner Jagdleidenschaft und der Zucht arabischer Pferde in Dedingsdorf nach.

Ab 1990 wirkte er zehn Jahre als Präsident des „Heimatverdrängten Landvolk“. Schon 1952 drängte es ihn wieder zurück zum Rittergut Wengelsdorf und wirkte dort zunächst dank Pacht, dann durch Rückkauf und Zukauf der Flächen, gemeinsam mit seinem Sohn Achim, der sein Nachfolger ist. Nach 67 Jahren wurde aus dem Staatsbeamten ein praktizierender Landwirt, tätiges Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft für Agrarfragen und der Grundbesitzerverbände. Als Mitglied des Landvolkverbandes Sachsen-Anhalt erhielt er die goldene Ehrennadel.

Am 03. Juli 2014 verstarb Dr. Otto Saenger in seiner geliebten Heimat, dem Rittergut Wengelsdorf.

Seit 1974, als der Asil Club e.V. mit elf weiteren Züchtern in Hildesheim gegründet wurde, blieb Otto Saenger dem Asil Club eng verbunden. Er wirkte über 30 Jahre im Vorstand mit, machte sich hochverdient als Richter bei den insgesamt 10 ASIL CUP INTERNATIONAL-Veranstaltungen und wurde hochgeschätzt als Kommentator bei den Jahreshauptversammlungen, wenn die Asil Araber des jeweiligen Gestütes präsentiert wurden. Seine Bücher und Vorträge zeugen von seiner außerordentlich großen Kenntnis in Zucht, Haltung und Pferdebeurteilung. Ein Wissen, das sich auf der Tradition eines Gustav Rau, eines Uppenborn, eines von Ahrentschild und anderen großen Hippologen gründete. Die deutsche Pferdeszene ist um eine weltweit anerkannte Kapazität ärmer geworden. Wir alle trauern um ihn.

W. Georg Olms

Publikationen (eine Auswahl):

- „Vollblutaraber in Deutschland“, Ahnert-Verlag (Friedberg), 1978, 186 Seiten, zahlreiche Abbildungen.

- „Arabischer Adel. Sehen – Erkennen - Werten“, Olms Presse (Hildesheim), 1990, 75 Seiten, farbige Abbildungen.

- „Zurück zur Kultur. Zukunft in Europa gestalten“, Cornelius GmbH (Halle), 86 Seiten, zahlreiche Abbildungen.